Dieser Artikel soll ihnen von meiner Erfahrung mit Moocs berichten. Ich studiere Digitale Medien an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Babelsberg und kam natürlich schon früh mit diesem Thema in Berührung. Jedoch – so viel ich auch darüber hörte und las, wirklich beurteilen konnte ich diese spannende Entwicklung nicht. Im Folgenden können sie mich bei meinen ersten Eindrücken begleiten.

MOOCs in der unternehmensinternen Weiterbildung„Mooc“, ein Wort, dass das Neue verspricht, die Zukunft des individuellen Lernens und vielleicht auch des institutionellen, also universitären Lernens. Viel wurde darüber gesprochen, vage Vorhersagen von einer beginnenden Umwälzung fester Strukturen. Eine Kontroverse die schon lange nicht mehr nur den Bereich der Bildung umfasst, am Beispiel von „Moocs“ wird der fragliche Mehrwert von immer mehr in der digitalen Welt stattfindenden sozialen Interaktionen diskutiert.

Täglich erscheinen neue Artikel, die wieder und wieder erklären, was „Moocs“ eigentlich sind, woher sie kommen und was denn Vorteile und Gefahren dieser Lernform sein könnten. Ein Jeder, der aufmerksam das Zeitgeschehen beobachtet, hat nun wenigstens einmal davon gehört und hat vermutlich auch schon seine eigene Meinung zu diesem Thema. Doch wie kann man einen kognitiven Prozess, wie das Lernen, bewerten ohne ihn tatsächlich durchlebt zu haben? Wie lernt man in einem „Mooc“, kann man seine Konzentration aufrecht erhalten und bleibt der Stoff hängen? Um das herauszufinden, habe ich mich auf den Weg gemacht, meinen ersten Kurs zu besuchen.

Ich entschied mich das neue deutsche Netzwerk Iversity zu testen und an einer Vorlesung teilzunehmen. Iversity empfängt den Besucher wie eine Universität, ein digitaler Campus, bunt und voll. Sehr plakativ listen sich schon auf der Main Page die zur Verfügung stehenden Kurse. Zwar sind es noch wenige, aber jedes Interessenfeld wird galant bedient (Die Liste der Kurse, die gerade produziert werden – unfassbar).

Meine Auswahl fiel auf „Grundlagen des Marketing“ geleitet von einem renommierten Unternehmer und Honorarprofessor. Die Anmeldung ein Kinderspiel, gefühlte zwei Minuten Einrichtung und Orientierung und schon kann es losgehen. In jedem Kurs wird zu Beginn der Rahmen gesetzt. Was wird gelehrt, in welche Sinneinheiten sind die wöchentlichen Abschnitte unterteilt und wie funktioniert die Interaktion rund um die Vorlesung. Ein Kapitel, das erst obsolet erschien, welches sich jedoch im Verlauf des Kurses als durchaus sinnvoll erwies.

Multimediale Inhalte, interaktive Lehrmaterialien wie online Scripts und -Tests zu den jeweiligen Themen, ein Blog in dem via Peer Review-Verfahren relevante Fragen beantwortet werden und in dem Sekundärliteratur bereitgestellt wird, Diskussionen und Erläuterungen unter den Teilnehmern selbst und schlichtweg die Möglichkeit ein Video zu pausieren zu können um etwas zu notieren oder es gar zwei Mal zu sehen – Das alles machte die Teilnahme für mich zu einem erkenntnisreichen Erfolg. Auch die oft als Ideal gepriesene Mehrkanaligkeit der Face-to-Face-Kommunikation fehlte mir keineswegs.

Kein vollgestopfter Vorlesungssaal mit schlechter Luft und unterirdischer Akustik, nein, mein Schreibtisch, ein gekipptes Fenster und die gänzlich freie Zeiteinteilung machten diese Vorlesung zu einer bequemen, lehrreichen und vor allem professionellen Alternative zum Universitätsalltag. Hier hat ein jeder die Chance zu lernen, was ihn persönlich interessiert. Hier gibt es keinen Druck, nur Eigeninitiative. Wissen, ein kostbares Gut, wird frei und in beeindruckend hochwertiger Form zu Verfügung gestellt. Moocs haben die Möglichkeit digitales Lernen auf eine noch nicht dagewesene Weise zu etablieren.