Was wird sich in Bezug auf das Thema Arbeit und Arbeiten in der Industrie 4.0 ändern? Steigen die Anforderungen an Können und Wissen Zukunft noch rasanter als heute bereits? Werden Roboter verstärkt unsere Arbeitsplätze einnehmen? Und werden wir uns  in der Informationsflut von Big Data überhaupt orientieren können? Wie werden wir uns in Zukunft weiterbilden?

In einem Interview zum Thema “Arbeiten in der Zukunft” hat Professor Dr. Kagermann seine genaue Vorstellung formuliert.

Industrie 4.0 wird die zukünftige Arbeitswelt bedeutend prägen: Menschen und Maschinen werden in Cyber-Physikalischen-Systemen zusammen arbeiten und sich wie in sozialen Netzwerken austauschen.

Diese Entwicklung wird dazu führen, dass weniger ungelernte Mitarbeiter beschäftigt werden. Beschäftige jedoch müssen fortlaufend weiter gebildet werden, um entweder die ständig neuen Arbeitsanforderungen erfüllen oder dem sich schnell verändernden digitalen Fortschritt folgen zu können.

Was bedeutet dies für E-Learning 4.0?

[su_pullquote]“Ich glaube, dass E-Learning eine Renaissance erleben wird und Lerninhalte individuell und situationsspezifisch vermittelt werden”[/su_pullquote]

Die Mitarbeiter werden immer flexibler eingesetzt und müssen mehr Verantwortung übernehmen – auch für ihre eigene Weiterbildung.

Das neue E-Learning bietet neben einer flexiblen Nutzung, viele weitere Möglichkeiten, die Lernen nicht nur attraktiver, sondern auch effektiver machen.

Lerninhalte werden kontinuierlich und individuell auf den Nutzer und seine derzeitige Situation oder Aufgabe angepasst.

So können bereits heute schon Lerninhalte in Micro-Einheiten aufgeteilt werden, damit Lernenden ausschließlich für Ihre Anfrage relevante Inhalte zur Verfügung gestellt werden. Das spart Lernenden enorm viel Zeit, da sie sich nicht standardisiert durch wahrscheinlich unerhebliche theoretische Inhalte arbeiten müssen, sondern vielmehr direkt relevante Informationen erhalten.

So kann ein Service-Mitarbeiter noch während der Reparatur die Reparaturanleitung für z.B. diesen ganz speziellen Gerätetypen erhalten und so das Grät schnell und effektiv reparieren. Möglich wird das durch cyper-physikalische-Systeme, in denen die Geräte untereinander kommunizieren. In diesem Fall kann der Techniker mittels eines mobilen Endgerätes wie einem Smartphone oder Tablet sämtliche Daten des zu reparierenden Gerätes ablesen und erhält aus einer Cloudanwendung genau die Daten, die in dieser Situation zur Problemlösung beitragen.

Doch nicht nur im Bezug auf die Gerätedaten können Informationen gefiltert werden: Durch das persönliche Profil des Technikers erkennt das E-Learning-Programm, über welche Kenntnisse der Techniker bereits verfügt. Benötigt er weitere Kenntnisse, die ihm bei der Reparatur helfen, werden diese gleich zusätzlich in die Reparatur-Anleitung integriert.

So erhält der Techniker eine ganz individuelle und situationsangepasste Reparaturanleitung.

Der Austausch der Lernenden in virtuellen Lerngruppen und in sozialen Netzwerken wird eine entscheidende Rolle übernehmen. Denn dort können sich Mitarbeiter sowohl während sie lernen als auch zu jedem anderen Zeitpunkt direkt austauschen. So entstehen Expertengruppen, die selbstständig an Lösungen arbeiten und so ihre Expertise vertiefen werden.

Die Feedback-Möglichkeiten und die Auswertung von Nutzerdaten werden zudem eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der Lernangebote für Mitarbeiter spielen. So können Kurse noch während der Laufzeit anwenderabhängig optimiert werden.

Das neue E-Learning – individuell, schnell, und effektiv

Wenn das heutige E-Learning Flexibilität in Bezug auf den Lernort und die Zeiteinteilung verspricht, wird es sich in Zukunft viel deutlicher an den Bedürfnissen des Nutzers orientieren und ihm sehr viel schneller und effektiver das jeweils relevante Wissen vermitteln.

Das persönliche Nutzerprofil hilft dabei, sowohl die Fähigkeiten als auch die notwendigen Lerneinheiten zu identifizieren und stellt auf diese Weise den jeweiligen Lernerfolg sicher.

Dabei gelingt mit kleinen situativen Lerneinheiten der Transfer in die Praxis in der Regel wesentlich besser als mit umfangreichen Kursen, bei denen Anwender Gelerntes oft vergessen haben, bevor es zum ersten Mal angewendet werden kann.

Auch wenn sich dies manchmal noch wie eine Zukunftsszenario anhören mag: Das neue Lernen beginnt schon jetzt, mit der vierten industriellen Revolution. Besonders in der Zeit des Übergangs müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie ihre Mitarbeiter bei diesem Übergang in die Industrie 4.0 begleiten und sich so besonders auf die Herausforderung des Learning on Demand vorbereiten.

Professor Dr. Henning Kagermann

Professor Dr. Henning Kagermann ist deutscher Physiker und Manager. Er war alleiniger Vorstandssprecher der SAP AG und ist seit 2009 Präsident von Acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Zudem ist der Manager Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten großer Unternehmen wie z.B. der BMW Group, der Deutschen Bank, der Deutschen Post sowie Nokia.[/su_note]