Udacity, gegründet von Sebastian Thrun,um Bildung für alle zugänglich zu machen.
Udacity, gegründet von Sebastian Thrun, um Bildung für alle zugänglich zu machen.

Einst hatte sich Udacity das heere Ziel gesetzt, Hochschulbildung für alle zugänglich zu machen und das sogar günstiger als die amerikanischen Universitäten anzubieten. Mit MOOCs sollten die Studenten die Kursinhalte in einem Onlinekurs erarbeiten und sich dann in Gruppen und Foren darüber austauschen.

Dabei ist jedoch der eigentiche MOOC-Gedanke etwas in den Hintergrund geraten, denn das besondere an MOOCs (Massive Open Online Courses) ist, dass sich die Studenten im Team unter Anleitung ihres Lehrers Studieninhalte erarbeiten und sie sich durch das gemeinschaftliche Lernen schnell und effektiv weiterbilden. Außerdem ist die Nutzung der herkömmlichen MOOCs für alle Teilnehmer kostenfrei, einzige Voraussetzung zur Teilnahme ist der verfügbare Internetzugang.

Die Revolution der universitären Lehre?
Udacity gelang ein sensationeller Start: 2011 meldete sich zu dem Kurs “Artificial Intelligence: Programming a Robotic Car” die beachtliche Anzahl von 160.000 Studenten an – immerhin absolvierten immerhin 23.000 Teilnehmer den Kurs, was in absoluten Zahlen für einen einzelnen Kurs eine sehr gute Zahl ist.

Nach den ersten Erfolgen suchten sich die Gründer größere Herausforderungen und entwickelten mit der Georgia Tech und AT&T einen Kurs, mit dem man einen richtigen Universitätsabschluss erlangen kann.

Udacity fokussiert die berufliche Weiterbildung
Zwischenzeitlich hat sich Udacity wieder etwas von den Universitäten entfernt und sich dafür aber amerikanischen Technologie-Unternehmen des Silicon Valley angenähert: Das technologische Wissen, das dem Markt aktuell fehlt, wird von Uddacity in Kursen zusammen gefasst und den Studenten angeboten. Das Zertifikat eines solchen Kurses gilt in der US-amerikanischen Wirtschaft mittlerweile ähnlich viel wie ein Universitätsabschluss.

Quo vadis, Udacity?
Bei so vielen Änderungen in der strategischen Ausrichtung von Udacity stellt sich die Frage: Wie wird sich Udacity weiter entwickeln?

Vom ursprünglichen Geist des MOOCs ist wenig übrig geblieben: Nur noch wenige Kurse sind kostenfrei, die sozialen Komponenten des Moocs sind stark reduziert und nicht im Lernprozess integriert, sie stellen lediglich ein optionales Zusatzelement dar.

Auch im Aufbau der Kurse ist der MOOC-Charakter nicht mehr erkennbar: Die Inhalte werden meist per Video-Mitschnitt von realen Vorlesungen und Aufgabenstellung angeboten. Zwischendurch werden Quizfragen gestellt, nach jeder Einheit und am Ende des Kurses erhält der Teilnehmer eine Hausarbeit. Nach Bestehen kann ein Zertifikat herunter geladen werden.

Udacity fokussiert deutlich stärker Wirtschaftsunternehmen und bietet ihnen zur Mitarbeiterschulung vor allem die Vorteile eines E-Learning-Portals an:

  • On-Demand Learning
  • Projects & Interactive Content
  • Dashboards & Analytics

Ist aus dem xMOOC-Anbieter nun doch ein klassischer E-Learning-Anbieter geworden?

Was steckt womöglich hinter dieser Entwicklung?
Nachdem Udacity nun schon so viele Kurs-Varianten ausprobiert hat, lässt sich vermuten, dass das Unternehmen auf der Suche nach einem Geschäftsmodell ist. Sieht Udacity keine Möglichkeit, auf Dauer ein erfolgreiches Geschäftsmodell im Universitätsbereich zu etablieren? Wie viele Teilnehmer sind wirklich gewillt, die Kurse und Zusatzleistungen zu zahlen? Was hat es Udacity gebracht, Kurse für die Bedürfnisse der Technologie-Unternehmen des Silicon Valley zu entwickeln? Und dann auch die Frage: Was erwarten die Aktionäre wie der zuletzt eingestiegene deutsche Anteilseigner Bertelsmann von Udacity?

Wie auch immer die Entwicklung von Udacity nun weiter gehen wird, bleibt festzuhalten, dass die große Begeisterung für MOOCs in den letzten Jahren die Bildungslandschaft verändert hat. Der Einsatz von MOOCs und die große Nachfrage zeigen, dass sich das Lernen verändern wird: Neben der universitären Lehre wird es viele weitere Anbieter geben, die Wissen auf unterschiedlichste Art vermitteln werden. Dabei wird der Fokus immer stärker auf dem individualisierten und lebenslangen Lernen liegen.

Wie sehen Sie die Entwicklung von E-Learning in der Zukunft? Diskutieren Sie mit uns darüber!